Bericht über die Informationsfahrt nach Zeravac/Bosnien
vom 20.04 - 23.04.2001

 
   
  Ziel: Zeravac
Güter: {Güter}
 
   
  Nachdem nun mittlerweile drei Hilfstransporte von Taten Statt Warten nach Zeravac in Bosnien durchgeführt wurden, folgten einige Mitarbeiter/-innen der Einladung von Pater Fra Anto, dem Pfarrer der dortigen Kirchengemeinde, zu einem Informations-Aufenthalt in Zeravac. Fra Anto legt viel Wert darauf, dass auch Kontakte zwischen uns und den Menschen im Einzugsbereich seiner Kirchengemeinde aufgebaut und gepflegt werden. Dies sei gerade jetzt in der Phase des Wiederaufbaus für viele Menschen wichtig, damit sie spüren, dass sich noch jemand im restlichen Europa Gedanken über Bosnien macht. Auch Jahre nach Beendigung des Bürgerkrieges sind die Probleme in dem total verwüsteten Land immer noch unendlich groß, in den Medien wird jedoch kaum mehr darüber berichtet. Wir konnte verschiedene Familien im Nachbardorf Visnjik besuchen, die vor nicht allzu langer Zeit dorthin zurückgekehrt waren und auch Hilfe aus unseren letzten Transporten erhalten hatten. In Visnjik versuchen die Einwohner, ihre zerstörten Häuser mit bescheidenen Mitteln wieder aufzubauen. Meist ist nur ein Raum bewohnbar und das Dach notdürftig gedeckt. Es fehlen vor allem Fensterrahmen, Türen, Böden sowie Material zum Abdichten der Gebäude. Geheizt und gekocht wird in der Regel mit einem alten Küchenherd. Strom und Wasser gibt es sehr oft überhaupt nicht. Den nächsten Tag konnten wir vollständig für eine Erkundungsfahrt in die Umgebung nutzen, um viele weitere Eindrücke und Informationen zu sammeln. Auch wenn wir im Rahmen verschiedener Transporte diese Region schon oft besucht haben, ist es immer wieder bedrückend, durch dieses Land zu fahren. Es gibt kein einziges Haus, das nicht vom Krieg und dessen Zerstörungen heimgesucht wurde. Viele der ehemaligen Bewohner haben hier kaum Perspektiven, die eine Rückkehr sinnvoll erscheinen lassen. Die Menschen betonen immer wieder, dass sie auch zu ihren Nachbarn, die zu einer anderen Volksgruppe gehören, ein gutes Verhältnis haben und dies auch in Zukunft so beibehalten wollen. Trotzdem hört man gelegentlich von Anfeindungen, wenn Vertriebene in ein Gebiet zurückkehren, in dem sie die ethnische Minderheit darstellen. Auch der gemeinsame Schulbesuch kroatischer und serbischer Kinder ist zur Zeit noch nicht denkbar. Die Situation in der Kreisstadt Derventa und im moslemischen Dorf Velika, das wir ebenfalls kurz besuchen konnten, ist nicht anders. All diese Eindrücke überzeugten uns erneut, dass unsere Hilfe in dieser Region weiterhin notwendig ist, auch wenn wir nur einen vergleichsweise kleinen Beitrag zur Verbesserung der Lebensumstände mit unseren Hilfsgütern leisten können. Vor allem weiterführende Aufbauhilfe ist uns unmöglich, für einzelne Familien können wir jedoch versuchen, diverse Gegenstände zu besorgen. Mangel herrscht an allen Dingen des täglichen Lebens wie Geschirr, Kleidung, Schuhe, Decken, Möbeln usw. Als sehr nützlich haben sich die Spenden der Bundeswehr (Stiefel, Decken, Parkas usw.) erwiesen. In Zukunft werden wir versuchen, die Hilfe etwas individueller zu gestalten. Vielleicht gelingt es uns auch wieder, Pakete mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Lebens für einzelne Familien zu organisieren. Hierzu sind wir natürlich auch weiterhin dringend auf Sach- und vor allem auf Geldspenden angewiesen, an Motivation fehlt es uns nicht. Christoph Pongratz (Ehrenamtlicher von TSW)