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Nachdem nun mittlerweile drei Hilfstransporte von Taten Statt Warten
nach Zeravac in Bosnien durchgeführt wurden, folgten einige Mitarbeiter/-innen
der Einladung von Pater Fra Anto, dem Pfarrer der dortigen Kirchengemeinde,
zu einem Informations-Aufenthalt in Zeravac. Fra Anto legt viel Wert
darauf, dass auch Kontakte zwischen uns und den Menschen im Einzugsbereich
seiner Kirchengemeinde aufgebaut und gepflegt werden. Dies sei gerade
jetzt in der Phase des Wiederaufbaus für viele Menschen wichtig,
damit sie spüren, dass sich noch jemand im restlichen Europa
Gedanken über Bosnien macht. Auch Jahre nach Beendigung des Bürgerkrieges
sind die Probleme in dem total verwüsteten Land immer noch unendlich
groß, in den Medien wird jedoch kaum mehr darüber berichtet.
Wir konnte verschiedene Familien im Nachbardorf Visnjik besuchen,
die vor nicht allzu langer Zeit dorthin zurückgekehrt waren und
auch Hilfe aus unseren letzten Transporten erhalten hatten. In Visnjik
versuchen die Einwohner, ihre zerstörten Häuser mit bescheidenen
Mitteln wieder aufzubauen. Meist ist nur ein Raum bewohnbar und das
Dach notdürftig gedeckt. Es fehlen vor allem Fensterrahmen, Türen,
Böden sowie Material zum Abdichten der Gebäude. Geheizt und gekocht
wird in der Regel mit einem alten Küchenherd. Strom und Wasser
gibt es sehr oft überhaupt nicht. Den nächsten Tag konnten
wir vollständig für eine Erkundungsfahrt in die Umgebung
nutzen, um viele weitere Eindrücke und Informationen zu sammeln.
Auch wenn wir im Rahmen verschiedener Transporte diese Region schon
oft besucht haben, ist es immer wieder bedrückend, durch dieses
Land zu fahren. Es gibt kein einziges Haus, das nicht vom Krieg und
dessen Zerstörungen heimgesucht wurde. Viele der ehemaligen Bewohner
haben hier kaum Perspektiven, die eine Rückkehr sinnvoll erscheinen
lassen. Die Menschen betonen immer wieder, dass sie auch zu ihren
Nachbarn, die zu einer anderen Volksgruppe gehören, ein gutes Verhältnis
haben und dies auch in Zukunft so beibehalten wollen. Trotzdem hört
man gelegentlich von Anfeindungen, wenn Vertriebene in ein Gebiet
zurückkehren, in dem sie die ethnische Minderheit darstellen.
Auch der gemeinsame Schulbesuch kroatischer und serbischer Kinder
ist zur Zeit noch nicht denkbar. Die Situation in der Kreisstadt Derventa
und im moslemischen Dorf Velika, das wir ebenfalls kurz besuchen konnten,
ist nicht anders. All diese Eindrücke überzeugten uns erneut,
dass unsere Hilfe in dieser Region weiterhin notwendig ist, auch wenn
wir nur einen vergleichsweise kleinen Beitrag zur Verbesserung der
Lebensumstände mit unseren Hilfsgütern leisten können. Vor
allem weiterführende Aufbauhilfe ist uns unmöglich, für
einzelne Familien können wir jedoch versuchen, diverse Gegenstände
zu besorgen. Mangel herrscht an allen Dingen des täglichen Lebens
wie Geschirr, Kleidung, Schuhe, Decken, Möbeln usw. Als sehr nützlich
haben sich die Spenden der Bundeswehr (Stiefel, Decken, Parkas usw.)
erwiesen. In Zukunft werden wir versuchen, die Hilfe etwas individueller
zu gestalten. Vielleicht gelingt es uns auch wieder, Pakete mit Lebensmitteln
und Dingen des täglichen Lebens für einzelne Familien zu
organisieren. Hierzu sind wir natürlich auch weiterhin dringend
auf Sach- und vor allem auf Geldspenden angewiesen, an Motivation
fehlt es uns nicht. Christoph Pongratz (Ehrenamtlicher von TSW) |
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