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Am Freitag, den 20.07.2001 können wir ohne Verzögerungen in München
mit vier LKW aufbrechen. Zwei Fahrzeuge sind bereits am frühen
Nachmittag aus Berlin in München eingetroffen. Bei diesem Transport
werden wir von zwei Studentinnen der Münchner Fotoakademie begleitet,
die über unsere Arbeit eine Bilddokumentation machen wollen.
Wir hoffen diesbezüglich auf positive Resonanz und vielleicht
auch auf einen gewissen Werbeeffekt. Unsere Ladung besteht diesmal
zu einem großen Teil aus Kleinmöbeln und Arbeitsgerät,
aber auch aus gut sortierter und verpackter Kleidung sowie gebrauchten
Kühlschränken und Öfen. Bestimmungsort ist wieder Zeravac
in Bosnien. Wir wollen aber auch die Nachbarorte Visnjik und Velika
direkt mit jeweils einem LKW anfahren. Dies ist seit dem letzten Transport
im Februar von uns so vorgesehen, da es damals Schwierigkeiten bei
der Verteilung an einem zentralen Ort zwischen den verschiedenen ethnischen
Bevölkerungsgruppen gab. Unser Anliegen ist es allerdings nach wie
vor, alle Gruppen bei der Verteilung der Güter zu berücksichtigen.
Die Fahrt über Salzburg, Graz, Maribor verläuft ohne Zwischenfälle.
Die Wartezeiten an den Grenzstationen halten sich in erträglichem
Rahmen, obwohl wir nach einigem Hin und Her an der kroatischen Grenze
eine Kaution hinterlegen müssen, da uns eine Garantieerklärung
des Empfängers fehlt. Eine nennenswerte Verzögerung gibt es erst
an der Fähre bei Svilaj aufgrund eben dieser Garantieerklärung.
Leider ist auch Pater Fra Anto oder Barbara Hundhammer nicht anwesend,
um die Formalitäten zu klären. Endlich trifft ein Mitarbeiter
von Fra Anto ein, der den Missstand aufklären kann und wir können
die Grenze an der Save zwischen Kroatien und Bosnien passieren. Zu
unserer Verwunderung lotst uns dieser Mitarbeiter über sehr entlegene,
teils nicht befestigte Nebenstraßen über die Berge. Dies
ist angesichts der schweren Fahrzeuge und des nicht enden wollenden
Dauerregens kein Vergnügen. Wir wundern uns umso mehr, je länger
diese Fahrt dauert. Schließlich kennen wir ja die Route von
der Grenze bzw. Fähre bei Svilaj auf der Hauptstraße über
Bosanski Brod nach Zeravac von unseren vergangenen Fahrten. Wir treffen
dann mit allen vier LKW im kroatisch-bosnischen Dorf Visnjik ein.
Ein Umstand, den wir eigentlich seit dem letzten Transport vermeiden
wollten. Wir wären lieber direkt zu den anderen Orten mit den
für diese bestimmten LKW gefahren, damit kein Verteilungskampf
entsteht. So müssen wir vermeiden, dass alle LKW vor Ort entladen
werden. Außerdem wollten wir noch an einem neutralen Ort einige
Güter zwischen den verschiedenen LKW umladen, um eine gleichmäßige
Verteilung der Ware zu gewährleisten. Dies alles ist natürlich
in dieser Situation etwas schwieriger, es endet aber nicht so konfus
wie beim letzten Mal, als einige Leute aus Angst, nichts zu bekommen,
einfach unkontrolliert Hilfsgüter an sich nahmen. Dies kann letztendlich
dann doch vermieden werden ein LKW fährt wie geplant weiter ins
moslemische Dorf Velika, um dort zu entladen. Es ist schon spät
am Abend, als wir unser Nachtquartier im Kirchenzentrum in Zeravac
beziehen, da sich auf dem Rückweg von Velika noch ein Fahrzeug
auf den nächtlichen, nicht beschilderten Straßen verfährt.
Wir sind wieder in einem der Holzhäuser der Organisation ãBauern
helfen BauernÒ, die hinter dem Gemeindehaus aufgestellt sind, untergebracht.
Der Dauerregen hält noch die ganze Nacht an. Am nächsten
morgen können wir uns in Zeravac ein wenig umsehen. Nach wie vor ist
ein großer Teil der Häuser und Höfe in dieser Gegend zerstört
und verlassen. Doch auch an zahlreichen Gebäuden wird gebaut
und renoviert, ein Zeichen, dass vom Krieg vertriebene Menschen in
diese Region zurückkehren und einen Neuanfang wagen. Das Gemeindehaus
in Zeravac soll ebenfalls wieder instandgesetzt werden. Diverses Baumaterial
lagert schon vor dem Gebäude. Die Kirche selbst existiert allerdings
nicht mehr. Sie wurde im Krieg gesprengt. Auf den ehemaligen Fundamenten
steht seit geraumer Zeit nur noch eine kleine Holzkapelle, in der
jetzt die Gottesdienste abgehalten werden. Der Mangel an allen Dingen
des täglichen Lebens ist noch überall erkennbar. Außer
der Landwirtschaft in bescheidenem Maße gibt es kaum Beschäftigungsmöglichkeiten
für die Menschen. Wir wollen weiterhin versuchen, mit unserer
Hilfe einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensumstände zu leisten.
Es wird zwar immer wieder angeregt, auch personen- bzw familienbezogene
Hilfe zu leisten, doch das ist uns aus logistischen Gründen kaum
möglich. Wir werden jedoch versuchen, die Verteilung nach verschiedenen
Orten und ethnischen Gruppen zu optimieren. Nach einem reichhaltigen
Frühstück zusammen mit Fra Anto und Barbara Hundhammer und
einigen informativen Gesprächen brechen die beiden LKW aus München
bzw. Ingolstadt die Heimreise an. Da an der Brücke zwischen Bosanski-Brod
und Slavonski-Brod mit längerer Wartezeit zu rechnen ist, nehmen
wir wieder den Umweg über die Fähre in Svilaj. (Allerdings
nicht diese kuriose Abkürzung über zugewachsene Schotterpisten).
Hier gibt es keine Wartezeiten und wir kommen zügig voran. Die
Mitarbeiter aus Berlin können die verbleibende Zeit noch ein wenig
nutzen, weitere Informationen zu sammeln und sich umzusehen. Sie fahren
dann auf direktem Wege (über Linz/Passau zurück nach Berlin.
So kann dieser Transport erfolgreich abgeschlossen werden, auch wenn
das eine oder andere Problem eingetreten ist. Im Großen und
Ganzen konnten wir das Konzept, die Ware in die verschiedenen Orte
zu bringen, das während unserer Informationsfahrt im vergangenen
April erstellt wurde, realisieren. |
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