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Die Hinfahrt
nach Zeravac verlief ohne große Probleme. Dank der Caritas-Papiere
blieb uns auch ein großer Teil der Mautgebühren in Slowenien
und Kroatien erspart. Von München starteten 3 LKWs. Dabei waren
Mülli, der große Weigart mit Hänger und der neue PANA.
An der Grenze zu Slowenien trafen wir Hans und Victoria mit ihrem
Sattelzug. Es war relativ schnell klar, dass wir den vereinbarten
Treffpunkt mit Barbara Hundhammer von der Caritas Zeravac an der bosnischen
Grenze nicht würden einhalten können. Die Verspätung wuchs
sich aus, nachdem die kroatischen Behörden wohl beschlossen hatten,
die Grenze in die Srpska sei nicht wichtig genug, um sie auszuschildern.
Fra Anto und Barbara handelten aber mit den serbisch-bosnischen Grenzbehörden
aus, dass in diesem Fall ein Zollbeamter vor Ort bleiben würde,
um den Transport abzufertigen. Dies verlief auch problemlos. Schließlich
erreichten wir Zeravac um ca. 17:00 Uhr. Die Anwohner wollten eigentlich
zuerst unsere Ankunft mit einem Barbecue feiern und es bedurfte einiger
Penetranz, um Barbara zu überzeugen, dass es sinnvoller sei,
die LKWs noch am selben Tag abzuladen. Wir setzten uns aber doch durch.
Die Unterstützung beim Abladen durch die Anwohner war diesmal
mäßig, neben drei jungen Männern waren nur ältere
Leute anwesend, die aber trotzdem kräftig hinlangten. So zog
sich die Entladung der Fahrzeuge bis in die Nacht. Schnell war klar,
dass die 39 Tonnen Hilfsgüter die Infrastruktur weit überforderte.
Als noch nicht einmal die Hälfte ausgeladen war, wurde das Lager
wegen †berfüllung geschlossen und der Rest musste mühsam
in den Keller gebracht werden. Beim anschließenden Essen sprachen
wir intensiv mit Barbara über die Modalitäten der Verteilung
der Hilfsgüter. Sie sicherte uns zu, dass die Hilfe nicht an
der ethnischen Zugehörigkeit festgemacht wird, auch wenn natürlich
zuerst die von ihnen betreuten Kroaten versorgt würden. Wenn
andere etwas wollten, wäre das aber kein Problem (Dies bestätigte
auch Doraja). Auf die Frage, was besonders benötigt wird, erwähnte
Fra Anto besonders Sport - und Freizeitgeräte für die Jugendlichen
sowie feste Schuhe und Kleidung. Die Betrachtung von Zeravac bei Tageslicht
machte deutlich, wie sehr dort Aufbauhilfe gebraucht wird. Von der
Kirche stehen nur noch Ruinen und das Gemeindehaus, in dem die meisten
Rückkehrer untergebracht sind, um ihre Häuser wieder aufzubauen
kann man auch schlecht als etwas anderes bezeichnen. Hinter dem Gemeindehaus
stehen 5 Holzhäuser, die von "Bauern helfen Bauern" (Salzburg)
errichtet wurden. In ihnen wohnen alte Leute. Die Gemeinde verfügt
weder über Strom noch über sanitäre Installation. Wasser
kommt über einen Ziehbrunnen, die Toilette war ãbeeindruckendÒ.
Für eine notdürftige Stromversorgung sorgt ein Dieselgenerator,
dessen Betrieb für die ansässigen Leute wegen des hohen
Verbrauchs aber sehr teuer ist. Laut Auskunft sowohl der Caritas als
auch der Einheimischen sollte das Gebiet um den Gemeindeplatz minenfrei
sein, eine nachträglich Anfrage bei der Bundeswehr von Peter
hat das nicht bestätigt. Am Sonntag machten sich mittags Mülli
und Victoria und Hans wieder auf den Heimweg. Der Rest fuhr nach Prijedor.
Dies liegt ca. 1 _ bis 2 Autostunden von Zeravac entfernt ist aber
von Kroatien kommend schneller zu erreichen. In Prijedor befinden
sich 6 Lager mit jeweils ca. 80-120 moslemischen Rückkehrern.
Diese versuchen von den Camps aus, ihre zerstörten Häuser wieder
aufzubauen, verfügen aber nicht über die nötigen Sach- und
Geldmittel. Ebenso leben in Prijedor ca. 200 muslimische Witwen, teils
mit Kindern in Kellern, Garagen usw. Die Versorgungs- und Unterkunftslage
der Bewohner ist mit einem Wort erschreckend. Die Zelte sind in einem
desolaten Zustand und mit viel zu viel Menschen belegt. Die Lebensmittelversorgung
ist nicht gewährleistet. Doraja hat wenigstens für einen
Monat einen Bäcker bezahlt, der die Leute mit Brot versorgt.
Sonst bekommen sie keine Unterstützung. Die örtliche Politik/Verwaltung
der Serben behindert die muslimischen Rückkehrer zwar nicht,
rührt aber auch keinen Finger für die Leute. Ebenso werden
sie von keiner größeren NGO unterstützt obwohl seitens
der EU/OSZE?? Gelder an diese geflossen sind. Die einzige weitere
Unterstützung, die die Menschen dort erhalten ist von Verwandten
aus dem Ausland, die von Zeit zu Zeit geringe Summen zur Verfügung
stellen. Ansprechpartner sind Herr Kararic, zu finden im Zeltlager
(spricht deutsch) und Herr Seat, Mitglied des Stadtrates von Prijedor.
Die beiden waren an diesem Tag leider nicht vor Ort. Im Gespräch
mit den Bewohnern eines Zeltlagers wurden wir mehrmals direkt um Hilfe
gebeten. Sie brauchen dringend Unterstützung, da sie wohl auch
den Winter in ihren Lagern verbringen müssen. Nachdem wir nicht
wesentlich mehr tun konnten, haben wir dort nach kurzer Zeit die Heimfahrt
angetreten. Auch die bosnisch-serbische Verwaltung hielt es nicht
für nötig, auf den Grenzübergang nach Kroatien hinzuweisen,
so dass uns auch hier ein Umweg entstand. Auf dem Rückweg mussten
wir doch noch Maut entrichten. Es ist sehr wichtig, bereits beim Empfang
des Tickets darauf zu achten, dass man schwarze Freischeine bekommt,
da dies wohl bei der Zahlstelle nicht mehr zu korrigieren ist. Der
dortige Chef vom Dienst machte uns darauf aufmerksam, dass die Mautbefreiung
durch das kroatische Konsulat keinerlei bindende Wirkung für
das Straßenbauunternehmen hat, und das deshalb der Antrag auf
Befreiung von der Maut bei dem Unternehmen selber beantragt werden
müsse (Hier ist das Schreiben von kroatischen Konsulat durchaus
von erheblichem Nutzen). Nach einem kurzen Zwischenstopp in Bregana
erreichten wir schließlich die Grenze nach Slowenien. Dort vermissten
wir dann den Tankdeckel des Weigart. Nachdem wir endlich einen IVECO-Händler
gefunden hatten, der uns so ein Ding verkauft hat konnte es weitergehen.
Leider erwies sich auch die Haltbarkeit des neuen Tankdeckels nicht
als übermäßig. In Österreich war er schon wieder abhanden
gekommen. Ein netter LKW-Fahrer versorgte uns mit Kabelbindern, damit
wir die Tanköffnung notdürftig mit einer Plastiktüte verschließen
konnten. In Salzburg trafen wir uns mit Doraja von "Bauern helfen
Bauern". Diese bestätigte im großen und ganzen unsere Eindrücke
von Zeravac und Prijedor. Auch sie war der Meinung, dass die Caritas
in Zeravac mit den Mengen an Hilfsgütern überfordert ist,
auch wenn die Materialien vom letzten Transport in weniger als einem
Monat verteilt wurden. Bezüglich möglicher Hilfslieferungen nach
Prijedor stellt sich das Problem der Deklaration, da dort keine anerkannte
Hilfsorganisation vor Ort tätig ist. Doraja bot uns an, den nächsten
Transport mit ihr und der SFOR durchzuführen, da so keine Deklaration
notwendig ist. Vorteil: Von den Formalitäten her ist dies der
unkomplizierteste und sicherste Weg, außerdem erschließen
sich neue Kontakte. Nachteil: Für so eine Aktion müssen
wir mindestens eine Woche einkalkulieren. Zweite Möglichkeit: Fra
Anto soll die Papiere für Prijedor unterschreiben. Als landesweit
tätige Organisation dürfte dies kein Problem sein. Nachteil:
Die Kroaten sind auf die Muslimen nicht gut zu sprechen, so ist fraglich,
ob er sich dazu bereit erklärt. Doraja berichtete uns auch über
die neuesten Entwicklungen in Jakes. Sie hat mit der Organisation
Bethel Kontakt aufgenommen. Die sind wohl sehr interessiert daran,
hier Hilfe in großem Umfang zu leisten. Noch ist die Finanzierung
nicht klar. Angedacht ist aber eine Anschubfinanzierung in Höhe von
ca. 2 Mio. DM um Jakes wieder voll lauffähig zu machen. Auch
soll ein Projektleiter für ein Jahr dort stationiert werden.
Wenn das klappt, ist Jakes auf absehbare Zeit aus dem Schneider. Des
weiteren hat Doraja das Problem mit Andres LKW auf ihre Kappe genommen
und die Reparaturkosten beglichen. Sie war von der ganzen Art dieser
Aktion nicht besonders begeistert. Nach 1 _ Stunden machten wir uns
wieder auf den Weg und kamen schließlich um ca. 20:00 Uhr in
München an. Ausgangsort ein. Die Fahrzeuge standen am Montag
ihren Besitzern wieder pünktlich zur Verfügung. |
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