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Bereits ein Wochenende vor Abfahrt in München übernahmen
wir zwei LKW in Salzburg , die uns von der dortigen Organisation ãBauern
helfen BauernÒ zur Verfügung gestellt wurden. Mit diesen Fahrzeugen
konnten in den darauffolgenden Tagen verschiedene Abholfahrten durchgeführt
werden. Ein LKW wurde in Berlin mit Hilfsgütern beladen. Am Donnerstag
abend starteten wir dann planmäßig mit 8 Fahrzeugen in
München. Diesmal konnte erfreulicherweise wieder eine beachtliche
Menge an dringend benötigten Lebensmittel (u.a. 8 to Kartoffel sowie
mehrere Paletten Kindernahrung) nach Slavonski-Brod transportiert
werden. Zusammen mit einem Teil der Berliner TSW-Gruppe begleitete
uns diesmal Herr Dembowski vom Solidaritätsdienst International
ãSODIÒ mit seinem Privat-Pkw, um sich ein Bild vor Ort von der Lage
in und um Slavonski-Brod zu machen. Diese Hilfsorganisation hatte
uns wiederholt Spendenmaterial aus Berlin für unsere Transporte
zur Verfügung gestellt. Die Fahrt verlief, bis auf einen kleinen
Defekt an einem Fahrzeug, der zu einer Verzögerung von ca. einer Stunde
führte, ohne weitere nennenswerte Zwischenfälle. Nach Eintreffen
in Slavonski-Brod wurde noch in der Nacht zum Samstag zügig entladen.
Den Karsamstag nutzten wir wie schon so oft zu einer Informationsfahrt
in Richtung Bosnien. Nach der †berfahrt mit der Fähre über
die Save, die wir in der Vergangenheit schon oft benutzt hatten, trafen
wir nach kurzer Fahrt in Odzak ein, das nach wie vor vom Krieg gezeichnet
ist, stellenweise jedoch bescheidenen Aufschwung vermuten läßt.
Hier scheinen doch einige Menschen zurückgekehrt zu sein, da
an verschiedenen Häusern diverse Instandsetzungsarbeiten durchgeführt
werden. Unser Ziel in Odzak war diesmal jedoch das hiesige Krankenhaus,
in dem die medizinische Versorgung allen Angaben nach sehr schlecht
sein soll. Das Gebäude hinterläßt auf jeden Fall einen
entsprechenden Eindruck. Im Hof stehen drei Sanitätsfahrzeuge,
die sich in einem sehr desolatem Zustand befinden und ohne umfangreiche
Reparaturen wohl kaum mehr einsatzfähig sein werden. Ein Gespräch
mit dem anwesenden Pater Don Philippe bestätigten all diese Eindrücke.
Nach unserem Besuch in Odzak führte uns unser weiterer Weg zu
einem Heim für geistig Behinderte in Jakes. Die Anlage befindet
sich in der Republik Srbska inmitten vom Krieg zerstörter Dörfer.
Uns war es möglich, die Anlage zu besichtigen, obwohl sich die Verständigung
mit dem Personal aufgrund sprachlicher Diskrepanzen sehr schwierig
gestaltete. Obwohl einige Gebäude einen verhältnismäßig
guten Eindruck machen, hieß es, es wären so gut wie keine
Geldmittel vorhanden, um den Insassen ein menschenwürdiges Leben
zu gewährleisten. Informationen zufolge handelte es sich bei
dieser Klinik, die jetzt eher den Eindruck einer Verwahranstalt macht,
vor dem Bürgerkrieg um eine Vorzeige-Einrichtung dieser Art.
Angeblich sei die eher einseitige Ernährung der Leute in bescheidenem
Maße gesichert, doch man wäre nur durch Spenden in der
Lage, den Klinikbetrieb überhaupt aufrecht zu erhalten. Das Personal
hätte schon seit Monaten kein Gehalt mehr ausbezahlt bekommen.
Viele der sehr ärmlich gekleideten Heimbewohner begrüßte
uns trotz allem sehr herzlich und verbargen ihre Freude über
den seltenen Besuch nicht. Es bleibt zu wünschen, daß es
uns gelingt, auch dieser Einrichtung unsere Hilfe zukommen zu lassen.
Wie wir nachträglich erfuhren, wurde das Heim von Zdravko in
den darauffolgenden Tagen mit einem Teil der von uns gelieferten Lebensmittel
versorgt. Wieder zurück in Slavonski-Brod verbrachten wir einen
gemütlichen Abend im Centar. Zuvor ermöglichte uns die jetzt
zu jedem Zeitpunkt passierbare Brücke über die Save einen
abendlichen Spaziergang durch Bosanski (Srbska) Brod. Die Stadt ist
im Gegensatz zu Slavonski-Brod völlig unbeleuchtet und menschenleer.
Es hat sich hier in letzter Zeit so gut wie nichts verändert,
große Teile der Stadt sind nach wie vor zerstört und unbewohnt.
Bei einem zweiten Besuch einer Gruppe kam es dann allerdings zu Schwierigkeiten
am Grenzübergang. Die serbischen Grenzposten verlangten ohne
Angabe von Gründen Geld. Erst mit Unterstützung der SFOR
gelang es, eine Einigung über eine bedeutend kleinere Summe zu
erzielen. Auch in der Vergangenheit waren diese Probleme an der Brücke
schon aufgetaucht. Hierbei hatte es sich jedoch immer um Grenzübertritte
mit Fahrzeugen gehandelt und die Gebühr wurde als Versicherungsprämie
deklariert. Tatsächlich scheinen unsere Haftpflichtversicherungen
in Bosnien nicht zu greifen, da aber die Gebühren nicht regelmäßig
und in unterschiedlicher Höhe erhoben werden, deutet vieles auf Willkür
der Grenzorgane hin. Vor allem aber erhebt wohl kein Staat Versicherungszwang
für Fußgänger. Den Ostersonntag verbrachten wir ähnlich
wie im Vorjahr etwas außerhalb der Stadt gemütlich auf
der grünen Wiese mit den Leuten vom Omladinski Evandeoski Centar.
Am Abend dieses Tages fand noch ein Gespräch mit den Leuten vom
Centar über die Zukunft unserer Arbeit und anderweitig geplante
Projekte statt. Da die Not der Bevölkerung in Bosnien noch bedeutend
größer als in Kroatien ist (auch hier geht es jedoch noch vielen
Menschen sehr schlecht), scheint es längerfristig sinnvoll zu
sein, ein Fahrzeug bzw. einen Teil des Konvois direkt in dieses Gebiet
zu fahren. Hierzu müßten jedoch noch einige zolltechnische
und logistische Probleme erörtert werden. In den frühen Morgenstunden
des Ostermontages brach dann der erste Teil der Gruppe zur Heimfahrt
auf. Auf der Rückreise trat wieder ein kleines technisches Problem
auf, das aber ebenfalls an Ort und Stelle behoben werden konnte. In
Salzburg hatten wir dann bei der Rückgabe der österreichischen
Fahrzeuge noch Gelegenheit, ein Gespräch mit der Organisation
ãBauern helfen BauernÒ zu führen. Spät nachts trafen dann,
nach einem völlig überraschenden Wintereinbruch auf dem letzten
Abschnitt der Fahrt zwischen Salzburg und München, wieder alle
Mitarbeiter und Fahrzeuge wohlbehalten in München ein. Somit
wurde der 28. TSW-Transport erfolgreich beendet. Christoph Pongratz
(TSW Mitarbeiter) |
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