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Gegen 23.30 Uhr verließen
wir mit etwa 100 Tonnen Hilfsgütern (Grundnahrungsmitteln, Installationsbedarf,
Fensterscheiben, Matratzen, Öfen ...) gemeinsam mit den Fahrzeugen
aus Ingolstadt unseren Treffpunkt, die Raststation Holzkirchen. An
der Salzburger Grenze erwarteten uns die ersten Schwierigkeiten, da
uns die bayerische Polizei auf den völlig zugeparkten Zollhof
lotste, ohne unsere Ausnahmegenehmigungen für die Fahrt durch
Österreich zu beachten. So hatten wir schon hier unseren ersten Aufenthalt.
An der österreichisch- slowenischen Grenze war eine Menge Betrieb,
so dass auch hier längere Wartezeiten anfielen. Erst spät
am Abend des Donnerstags erreichten wir so die slowenisch- kroatische
Grenze, an der wir diesmal nur relativ kurz warten mussten (Der kroatische
Veterinärmediziner kam sogar eigens für uns nochmals an
die Grenze, obwohl er bereits Dienstschluss gehabt hatte). Wir erreichten
Slavonski Brod spät am Donnerstag Abend und begannen damit, die
Fahrzeuge in eine große Lagerhalle in Slavonski abzuladen, da
manche Lkw schon in der Nacht (bzw. am nächsten Morgen) wieder
die Heimfahrt antreten wollten. Am Freitag Nachmittag besuchten wir
die provisorisch reparierte Brücke von Slavonski Brod über
die Save nach Bosanski Brod. Diese ist noch nicht für den zivilen
Verkehr freigegeben, nur Einheiten der IFOR und Inhaber von Genehmigungen
der kroatischen Polizei dürfen sie passieren. Die Brücke
wird von der IFOR lediglich bewacht und instandgehalten. Von den IFOR
Soldaten auf der Brücke erfuhren wir von zeitweisen Schüssen
in Bosanski Brod, sonst sei der Besuch der anderen ehemaligen Stadthälfte
für uns durchaus möglich, wenn man die offene Brücke
in Brcko benutzt. Nach dem Besuch bei der Brücke erkundigten
wir uns über die Lagerhalle und die Verteilmodalitäten der
Hilfsgüter, die wir das erste Mal brachten (Fenster, Warmwasserboiler...).
Am Abend besuchten wir Flüchtlingsfamilien, um uns ein Bild über
die derzeitige Lage und die Bedürfnisse angesichts des kommenden
Winters zu machen. Ein großes Problem für die über
20000 Flüchtlinge in der Stadt sind die hohen Preise für
Holz und Elektrizität. Die Unterkünfte, oft nur aus dünnen
Holzwänden erbaut, sind zudem schwerer zu beheizen und warmzuhalten
als festgebaute Häuser, hinzu kommen teilweise unversorgte Krankheiten
und mangelnde vitaminreiche Nahrung der Bewohner. Am Samstag fuhren
wir über die bosnische Grenze nach Odzak, einer Stadt, die weitgehend
zerstört wurde. In dieser Stadt und auch der ganzen Region sind
die Häuser ohne Fensterscheiben, ohne Türen, die Dachstühle
sind verheizt oder zerstört, meist stehen nur noch die Mauern,
manchmal nicht mal diese mehr. Kurz nach der †berfahrt über die
Save besuchten wir ein Haus, dass von Zdravko (dem Pfarrer, der für
uns auch die Verteilung der Hilfsgüter organisiert) und Helfern
zur Schule für die Kinder der noch in der Region lebenden und
dorthin zurückkehrenden Bosniern ausgebaut werden soll. In Odzak
selbst sahen wir eine völlig zerstörte Moschee, die der
noch nebenan wohnende Iman wieder aufbauen will. Danach waren wir
bei einer frisch instandgesetzten katholischen Kirche. Unser Eindruck
war, dass es sehr schwierig sein wird, diese ehemals fruchtbare Region
wieder zu besiedeln und aufzubauen, momentan stehen die Menschen,
die dorthin zurückkehren, vor dem Nichts. Abends hatten wir Gelegenheit,
mit einer Abordnung der IFOR zu reden, die uns versprachen, sich nach
zukünftigen Lagermöglichkeiten für unsere Hilfsgüter
umzusehen und die sich sehr pessimistisch über die weitere politische
Entwicklung äußerten. Nach ihrer Ansicht wird es wieder
zu Krieg in dieser Region kommen. Sie schilderten einige Fälle,
in denen zurückgekehrten Bosniern, die ihr Haus wieder notdürftig
aufgebaut hatten, dieses wiederum zerstört wurde. Wahrscheinlich
wird die IFOR ihre Truppenstärke im kommenden März auf 5000
Mann reduzieren, da die jetzige Präsenz zur Zeit nicht notwendig
erscheint. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden unsere vor
dem Omladinski Evandeoski Centar geparkten Fahrzeuge beschädigt,
die Polizei nahm die Schäden zwar auf, es ist jedoch unklar,
wer die Täter waren. Sonntag vormittag brachten wir einen Teil
unserer Hilfsgüter zu einem Kinderheim in Slavonski Brod, in
dem zur Zeit 62 Kinder jeder Herkunft und Religionszugehörigkeit
versorgt werden. Die Rückfahrt sowie die Grenzübergänge
verliefen problemlos, wir kamen in der Nacht zum Montag gegen 1.00
Uhr alle wohlbehalten in München an. |
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